In Europa leiden etwa zehn Prozent der Erwachsenen unter Migräne. Es handelt sich dabei um anfallsweise Kopfschmerzen, deren Intensität durch Bewegung zunimmt. Zu den weiteren Symptomen gehören Licht- und Lärmüberempfindlichkeit, Appetitlosigkeit und Übelkeit. Die Ursachen dieser chronischen Krankheit sind bisher nicht bekannt. Inzwischen konnte die Forschung aber umfangreiches Wissen über die Abläufe während einer Migräneattacken erlangen, aus dem sich individuelle Trigger ableiten lassen, die das Auftreten von Migräneattacken begünstigen.
Neben Stress und Schlafmangel gehören dazu auch Medikamente, eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr, die einen Volumenmangel auslöst, sowie eine Reihe von Lebensmitteln. Generelle Ernährungstipps bei Migräne gibt es aufgrund der stark individuellen Ausprägung der Krankheit und der unterschiedlichen Trigger zwar noch nicht, die folgenden Ratschläge konnten laut zahlreichen Erfahrungsberichten und Studien bei vielen Migränepatienten aber Abhilfe verschaffen.
Probatorische Magnesiumprophylaxe gegen Migräne
Laut einer Metastudie des Universitätsklinikums Zürich (Fachmagazin Headache), für die das Team um Alexander von Luckner fünf randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte klinische Studien ausgewertet hat, kann Magnesium bei der Migräneprophylaxe helfen. Besonders stark profitieren laut den Wissenschaftlern davon Migränepatienten mit einem intrazellulären Magnesiummangel, also Personen, die aufgrund einer genetischen Homöostasedysbalancen trotz eigentlich ausreichender Magnesiumzufuhr über ihre Ernährung ihren Bedarf nicht decken können.
Die Metastudie kommt daher zu dem Ergebnis, das zur probatorischen Magnesiumprophylaxe täglich eine Einnahme von 600 mg Magnesiumcitrat mit einer guten Bioverfügbarkeit sinnvoll ist, um sowohl die Anzahl der Migräneattacken als auch deren Intensität und Dauer zu reduzieren. Auch die Deutsche Migräneliga stimmt mit diesen Studienergebnissen überein. Sie empfiehlt Migränepatienten deshalb die kombinierte Einnahme von Magnesium, Vitamin B2 und Coenzym Q10. Enthalten ist diese besonders Wirksame Kombination unter anderem in Migravent, das rezeptfrei in Apotheken bezogen werden kann.
Individuelle Trigger aus dem Speiseplan streichen
Neben einer ausreichenden Versorgung mit Magnesium sollten Migränepatienten laut einer Pressemitteilung anlässlich der 19. Österreichischen Schmerzwochen der Österreichischen Schmerzgesellschaft auf Lebensmittel verzichten, die sie individuelle als Trigger für Migräneattacken identifiziert haben. Eine generelle Liste mit Lebensmittel, die Kopfschmerzen auslösen, existiert zwar nicht, laut einer Studie (Fachmagazin Headache) werden die folgenden Produkte aber häufig in Verbindung mit Migräneattacken genannt:
- Käse
- Schokolade
- Zitrusfrüchte
- Alkohol (besonders Rotwein)
- Kaffee
- Tomaten
- Kohlehydrate
- gesäuerte Lebensmittel
Migräneattacken durch Flüssigkeitsmangel
Flüssigkeitsmangel kann selbst bei gesunden Personen Kopfschmerzen auslösen. Es ist daher besonders für Migränepatienten wichtig, eine ausreichende Versorgung mit Wasser stets sicherzustellen, um den Trigger ihrer chronischen Erkrankung nicht auszulösen. Laut einer Studie (Fachmagazin Headache) kann 500 bis 750 ml Wasser beim Großteil aller Migränepatienten innerhalb von drei Stunden die Schmerzen einer Attacke deutlich reduzieren. Die Studienautoren konstatieren daher, dass „ein Flüssigkeitsmangel insbesondere im Hinblick auf die Anfallsdauer bei Migräne relevant ist.“
Weitere Studien (Fachmagazin Headache & European Journal of Neurology) bestätigen die Studienergebnisse und zeigen den hohen Einfluss einer ausreichenden Wasserversorgung auf die Entstehung von Migräneattacken sowie deren Intensität und Dauer.
Ketogene Diät gegen Migräneattacken
Bei der klassischen ketogenen Diät werden die Hauptnährstoffe im Verhältnis 4 Teile Fett, 1 Teil Kohlenhydrate und 1 Teil Protein konsumiert. Studien zeigten bereits, dass diese Diätform die Freisetzung von Neurotransmittern sowie die neuronale Inflammation beeinflussen kann und somit bei der Behandlung von neurologischer Krankheiten ADHS und Epilepsie hilft.
Eine Reihe klinischer Studien (Fachmagazine Neurological Sciences & European Journal of Clinical Nutrition & Experimental Neurology & The New England Journal of Medicine) zeigen aber auch, dass diese kohlenhydratreduzierte Ernährung, bei der nur zwischen 20 und 50 Gramm Kohlenhydrate pro Tag konsumiert werden, auch das Auftreten von Migräneattacken reduzieren können. Ausgelöst wird dies wahrscheinlich durch eine Verbesserung des mitochondrialen Energiestoffwechsel und der Hemmung neuraler Entzündungen.
Bestätigt wurden diese Annahmen unter anderem durch eine Beobachtungsstudie (Fachmagazin European Journal of Neurology), in der die ketogene Diät innerhalb eines Monats die Häufigkeit von Migräneattacken und die Medikamenteneinnahme signifikant reduzieren konnte. In der Vergleichsgruppe, die eine andere Diätform hatte, kam es nicht zu diesen Effekten. Die Studienergebnisse zeigen somit, dass die positiven Auswirkungen auf die Migräne nicht durch den Gewichtsverlust, der bei beiden Gruppen vorlag, sondern die Reduktion der Kohlenhydrate ausgelöst wurden.
Regelmäßige Mahlzeiten
Je nach Studie der Fachmagazine geben zwischen 30 und 75 Prozent aller Migränepatienten Hunger als einen kopfschmerzauslösende Trigger an. Aufgrund der pathogenetisch unklaren Wirkung wurde eine Beobachtungsstudie (Fachmagazin Health Psychology Journal) durchgeführt, bei der 56 Probanden, die häufig unter Kopfschmerzen litten, für 19 Stunden keine Nahrung erhielten. Laut den Wissenschaftler zeigen auch diese Studienergebnisse, dass Hunger Migräneattacken triggern kann.
Es ist deshalb für Migränepatienten nicht nur wichtig darauf zu achten was sie essen, sondern auch eine gewisse Regelmäßigkeit bei der Nahrungsaufnahme einzuhalten. Verantwortlich dafür ist laut einer Studie (Fachmagazin Expert Review Neurotherapeutics) wahrscheinlich eine Hypoglykämie, die Kopfschmerzen über die Sympathikusaktivierung auslöst.
Fazit Zusammenfassend zeigt die aktuelle Studienlage, dass das Auftreten von Migräneattacken sowie deren Intensität und Dauer sich stark durch die Ernährung beeinflussen lässt. Eine „Migränediät“, die von allen Betroffenen übernommen werden kann, gibt es aber nicht. Migränepatienten sollten deshalb darauf achten, welche Lebensmittel sie vor Attacken gegessen haben, um so ihre individuelle Ernährung anzupassen.