Ohrenschmerzen treten bei Kindern vor allem in den ersten Lebensjahren häufig auf. In der Regel werden diese durch eine akute Mittelohrentzündung (Otitis media acuta) verursacht, deren Ursache ein Virenbefall, eine Grippe oder eine Erkältung ist. In seltenen Fällen entstehen Ohrenschmerzen aber auch in Folge einer Nasennebenhöhlenentzündung.
Antibiotika oder Hausmittel?
Die Behandlung von Ohrenschmerzen mit Antibiotika ist in der Medizin umstritten. Dies liegt daran, dass Ärzte durch einen Blick auf das Trommelfell zwar feststellen können, ob eine akute Mittelohrentzündung vorliegt oder ob die Ohrenschmerzen eine andere Ursache haben, dabei aber nicht bestimmen können es sich um eine bakterielle oder virale Mittelohrentzündung handelt. Antibiotika wirken allerdings nur bei Ohrenschmerzen, die von Bakterien ausgelöst wurden. In vielen Fällen sorgen Antibiotika und andere Medikamente bei Ohrenschmerzen somit nicht nur dafür, dass die Behandlung keinerlei Wirkung zeigt, sondern auch für teilweise starke Nebenwirkungen.
Außerdem zeigen zahlreichen Studien (z. B. Fachmagazin Cochrane Review), dass auch bei bakteriellen Ohrenproblemen Antibiotikum häufig nicht nötig sind und den Heilungsprozess nur insignifikant beschleunigen. Viele Ärzte raten aus diesem Grund inzwischen zu Zwiebelsäckchen bei Ohrenschmerzen, um die Heilung auf natürlichem Wege ohne Medikamente und deren Nebenwirkungen zu unterstützen.
Zwiebelsäckchen zur Behandlung von Ohrenschmerzen
Das wohl beliebteste Hausmittel bei einer Mittelohrentzündung und anderen Formen von Ohrenschmerzen ist das klassische Zwiebelsäckchen. Zur Herstellung werden lediglich die folgenden Zutaten benötigt:
- Eine große Zwiebel
- Einen Kochtopf oder eine Pfanne
- Eine hitzebeständige Schüssel für warmes Wasser
- Ein Baumwolltuch oder eine Baumwollsocke
- Eine Mütze oder einen Schal zur Fixierung des Zwiebelsäckchens am Ohr
Zur Vorbereitung eines Zwiebelsäckchens werden entweder eine große oder mehrere kleine Zwiebeln in feine Würfel verschnitten. Diese werden anschließend in ein eine Baumwollsocke gefüllt oder in ein Baumwolltuch gewickelt. Um die pflanzlichen Wirkstoffe der Zwiebel zu entfalten, wird das Zwiebelsäckchen nun erhitzt. Dazu wird es in ein hitzebeständiges Gefäß gegeben, das im Wasserbad erhitzt wird. Die Zwiebeln können sich so langsam erhitzen, ohne mit dem Wasser in Kontakt zu kommen. Alternativ können die Zwiebelwürfel aber auch leicht angebraten werden.
Im letzten Schritt wird das Zwiebelsäckchen zusammengedrückt, damit die im Zwiebelsaft enthaltenen Wirkstoffe austreten können. Anschließend kann das noch warme Zwiebelsäcken auf das schmerzende Ohr gelegt und dort mit einem Schal, einer Mütze oder einem Stirnband fixiert werden. Es sollte dort zwischen 20 und 30 Minuten verbleiben. Unterstützt wird die Wirkung des Zwiebelsafts zusätzlich durch die Wärme, die ebenfalls bei leichten Ohrenschmerzen hilft. Bis auf den starken Zwiebelgeruch, den einige Personen als unangenehm empfinden, sind keine Nebenwirkungen von Zwiebelsäckchen bekannt. Die Behandlung kann deshalb bedenkenlos mehrmals am Tag wiederholt werden.
Bessere Durchblutung durch Zwiebelsaft
Obwohl die Zwiebel im Jahr 2015 vom Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise die Auszeichnung „Heilpflanze des Jahres“ erhielt, existieren kaum Studien, die sich mit ihrer Wirkung auseinandersetzen. Belegt ist bisher, dass die im Zwiebelsaft enthaltenen Wirkstoffe entzündungshemmend und antimikrobiell sind. Die Linderung der Ohrenschmerzen werden also ausgelöst, weil die Zwiebel keimtötend wirkt und somit die Heilung beschleunigt. Zusätzlich sorgen die enthaltenen Scharfstoffe in Kombination mit der Wärme dafür, dass die örtliche Durchblutung der schmerzenden Körperstellen deutlich zunimmt.
Knoblauch, Kamille und Senf verstärken Wirkung von Zwiebelsäcken
Die Wirkung eines Zwiebelsäckchens lässt sich durch Knoblauch verstärken. Dazu wird dieser entweder ebenfalls zerschnitten und erhitzt und dann den Zwiebeln beigefügt oder der Saft wird aus den Zehen gepresst und dann in ein Tuch gegeben, das auf das schmerzende Ohr gelegt wird.
Alternativ eignet sich auch Kamille, deren ätherischen Öle schmerzlindernd und wundheilend wirken. Die Wirkung kann entweder durch die Zugabe einiger Blüten bei einem Zwiebelsäckchen oder durch ein Kamillendampfbad entfaltet werden.
Außerdem kann auch feines Senfmehl aus der Apotheke oder dem Reformhaus zur Behandlung von Ohrenschmerzen genutzt werden. Das Senfmehl wird dazu mit warmen Wasser zu einem dicken Brei verrührt und dann in ein Baumwolltuch oder ein Zwiebelsäckchen gefüllt. Aufgrund der deutlich intensiveren ätherischen Öle sollte eine Senfpackung allerdings für höchstens zehn Minuten einmal täglich genutzt werden. Außerdem ist darauf zu achten, dass die Haut nicht rot wird oder brennt.
Arztbesuch bei anhaltenden Schmerzen
Obwohl die gute Wirksamkeit von Zwiebelsäckchen und anderen Hausmitteln durch Studien und zahllose Erfahrungsberichte bestätigt wurde, sollten Eltern von Säuglingen und Kleinkindern vor der Behandlung einen Arzt konsultieren. Es kann ansonsten durch falsche Einschätzungen, die zum Beispiel zu einer verschleppten Mittelohrentzündung führen, dazu kommen, dass das Hörvermögen irreversibel geschädigt wird.
Bei Erwachsenen ist das Risiko zwar geringer, auch hier sollten Zwiebelsäckchen zur Behandlung von Ohrenschmerzen aber nur kurzfristig eingesetzt werden. Experten raten dazu spätestens nach zwei Tagen einen Arzt aufzusuchen, wenn keine deutliche Besserung eingetreten ist. Außerdem sollte bei folgenden Symptomen umgehend ein Arzt konsultiert werden, um eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes zu vermeiden:
- Häufiger Schwindel
- Permanente Fremdgeräusche im Ohr
- Fühlbare Hörminderung
- Fieber
- Steigerung des Schmerzempfindens